Büchner-Revue "Buden. Lichter. Volk", 19.2.2007, TU

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Molwert-2 Molwert-3 Molwert-4 Molwert-5 Schluss

(Fotos: Ellen Eckhardt. Danke!)

Ein Friedhofsmaulwurf erzählt
Literatur: „Buden. Lichter. Volk“: Eine Erinnerungs-Revue in Wort und Ton zum 170. Todestag des Schriftstellers Georg Büchner im Vortragssaal des Darmstädter Schlosses

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DARMSTADT. Georg Büchners Todestag jährte sich am Montag zum 170. Mal. Dass er auf den Rosenmontag fiel, bemerkten die Veranstalter um die Darmstädter Philosophieprofessorin Petra Gehring aber erst im Nachhinein. Die Idee, eine Revue zu organisieren, entstand aber zufällig. Deshalb war das Programm nicht als Kontrast zum Rosenmontag gedacht, sondern als historisch-lebendiger Abend.

Der Vortragssaal im Darmstädter Schloss ist gut besucht. Die Wände sind mit großformatigen Büchner-Zitaten geschmückt. Wie das Eingangslied „Die Gedanken sind frei“ der Darmstädter Folk-Band „Molwert“ nahe legt, sind die Beiträge abwechslungsreich und assoziativ gehalten, und manche haben auf den ersten Blick gar nichts mit Büchner zu tun.

Der Schauspieler Horst Schäfer liest ambitioniert aus Büchners Briefen über dessen Zeit im Exil in Straßburg. Die Ironie, die darin zu finden ist, bereichert den Vortrag. Udo Steinbeck beschreibt als Darmstädter Friedhofskenner in kurzen Anekdoten das Leben jener Personen, die aus Büchners Familien- und Freundeskreis in Darmstadt begraben liegen. Dabei schlüpft er, mit einer Schaufel als Lesepult bewaffnet, in die Rolle des Friedhofsmaulwurfs, der sich in der Darmstädter Geschichte bestens auskennt. „Wer mit 20 kein Revoluzzer ist, der hat kein Herz. Und wer’s mit 40 immer noch ist, der hat kein Hirn!“, was das Publikum mit Gelächter quittiert. Der Bub Büchner hat gerade noch Glück gehabt, findet Steinbeck in breitestem Darmstädtisch.

Autorin Bille Haag liest Auszüge aus ihrem kurz vor der Veröffentlichung stehenden Roman. Sie benutzt eine Theateraufführung von Büchners „Dantons Tod“ als Folie für die Entfaltung der Liebe zwischen dem Protagonisten Alfred Zartek und der Schauspielerin Bettina. Haag beschreibt einfühlsam die Nöte ihres Protagonisten.

Laut ist der Auftritt der Darmstädter Punk-Band „Kackophonia“ rund um den Uffbasse-Vorsitzenden Jörg Dillmann. Die Gruppe hat unter dem Titel „Klassische Lautmalereien, interpretiert von Kackophonia“ auf unkonventionelle Art Texte von Brecht vertont. Vor allem Revolution und Krieg werden darin thematisiert. Dillmann beschreibt die Verbindung zwischen Büchner und „Kackophonia“ ungefähr so: Für Büchner sei es schwer gewesen, „Verständnis für seine Parolen zu finden“, der Band gehe es aber mit ihrer Musik manchmal ähnlich. Zum Glück liegen die Liedtexte im Saal aus. Dillmanns Gesang ist zwar eindringlich, doch kaum verständlich. Die Musiker der Folk-Band „Molwert“ wirken dagegen zwar introvertiert, sie sind aber voller Elan bei der Sache.

Die Mitwirkenden gestalten die Revue ohne Honorar. In der Pause unterhält Marc Mandel die Gäste bei Schnittchen und Wein mit sanfter Klaviermusik. Der Erlös geht als Spende an das Georg-Büchner-Haus in Riedstadt.

(Darmstädter Echo, 21.2.2007)