Weile an dieser Quelle


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Lieder und Texte von Carl Michael Bellman (1740–1795)



  1. "Weile an dieser Quelle"
      Eine Epistel oder das unerwartete Adieu bei Ulla Winblads Frühstück im Grünen
      (Epistel Nr. 82)
  2. "Bellmans Leben, von ihm selbst beschrieben"
      Fragment
  3. "Movitz wollte sein Student"
      Wie Movitz den Sitz der Gelehrsamkeit aufgab und sich in den "Drei Römern" niederließ
      (Lied Nr. 28)
  4. "Movitz war ein Artillerie-Konstabler ..."
  5. "Brüder, es zieht ein Geruch übers Land"
      Für diesmal seine schöne Anna Greta betreffend und ihre Unbeständigkeit
  6. "Ulla Winblads Landpartie"
      Eine Epistel über die Landpartie Ulla Winblads nach der ersten Schenke hinter dem
 Katzenschwanzzoll (Epistel Nr. 80)
  7. "Stolze Stadt"
      Eine Epistel über Vater Movitzens Überfahrt zum Tiergarten und die keusche Susanna
      (Epistel Nr. 33)
  8. "Ach, meine Mutter ..."
      Ein Soliloquium, als Fredman bei der Schenke 'Kriech-herein' gegenüber dem Bankhaus lag, in
      einer schönen Sommernacht des Jahres 1768
  9. "Das Notabene"
      Ein Lied zu einem Nota bene (Lied Nr. 56)
10. "Cajsa Stina"
      Eine Epistel für Cajsa Stina (Epistel Nr. 1)
11. "Alt ist der Greis"
      Eine Epistel Fredmans, die seine letzten Gedanken beinhaltet (Epistel Nr. 27)
12. "So troll'n wir uns"
      Ein Lied während einer Schmauserei, in welchem er den Gästen den unausweichlichen Tod
      vorstellt (Lied Nr. 21)
13. "Movitz' Schwindsucht"
      Eine Elogie für Vater Movitz während seiner Krankheit, nämlich der galoppierenden Schwindsucht
      (Epistel Nr. 30)





Weile an dieser Quelle (Epistel 82)

Weile an dieser Quelle, ein kleines Frühstück ist zur Stelle,
Rotwein mit Pimpernelle und Bekassinen zart und fein.
Sag, wieviel Flaschen sollen aus unser'm Korb, dem übervollen,
leer in das Gras hinrollen, durch Kräuterdüfte klar und rein.
Dein Mittagswein schäumt aus dem Krüglein helle ins Glas hinein.
Weile an dieser Quelle und hör des Waldhorns Ton im Frei'n.

Himmel, welch süße Stunden von Laub und Blüten reich umwunden,
Linden uns grün umrunden, manch kühle Laube golddurchwebt.
Lieblich weht's hier im Schatten, wo durch's Gezweig auf weichen Matten
Licht sich und Dunkel gatten, wenn leicht Gewölk am Himmel schwebt.
Schön Ulla bebt, die Scheue ist entschwunden, ihr Glas sie hebt.
Himmel, welch süße Stunden von tausend Blumen hold umhegt.

Sieh, wie die Nymphe eilet und wie ihr Händchen nimmer weilet,
Ei und Oliven teilet auf Rosenteller, ihr und mir.
Dann, mit dem Löffel wieder, schöpft sie die Sahne unterm Flieder,
sanft schwillt der Flor am Mieder, die Mandeltorte reicht sie mir.
Recht weiß und schier, wie sie's geschickt zerteilet, das Huhn zum Bier.
Sieh, wie die Nymphe eilet und schwitzt in lieblichem Pläsier.

Blaset, ihr Musikanten, mit Äol blast von Bergeskanten,
singet, soll'n alte Tanten ihr Maul zerreißen über mich.
Schnaps her, und scharf wie Feuer, eins pro secundo für die Steuer,
Schankwirt, das Ungeheuer, summiert die Zeche, widerlich.
Klang, du und ich, Klang, Ullas Amaranten, auf Hieb und Stich.
Blaset, ihr Musikanten, Schnaps, Tanz und Weib auf ewiglich.


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Bellmans Leben, von ihm selbst beschrieben
Fragment


Im Königlichen Schloß, den 8. Mai 1794

Wie ich sowohl von der moralischen als physischen Seite allgemein bekannt bin, wird man mir zugestehen, daß ich ein Herr von sehr wenig Tiefsinnigkeit bin, und nichts danach frage, ob die Sonne geht oder die Erde stille steht. –
Was ich ferner betheuern kann, ist: daß ich keinem Wesen in der Natur übel will; daß ich unendlich einen edlen Mann, aber mit unauslöschlichen Flammen die Frauen und kleine, artige Kinder liebe; daß ich mit Appetit esse, wenig, aber gut: – sonntags Weißkohl; donnerstags Erbsen und sonnabends Strömming.
Da es zu einer Lebensbeschreibung notwendig erscheint, das Todesjahr, oder richtiger gesagt, das Geburtsjahr zu nennen, so sehe ich mich veranlaßt, mein Erscheinen auf der Welt, nach dem Kirchenbuche von Sankt Maria Magdalena, auf den 4. Februar 1740 festzusetzen.
Weil meine Eltern sich liebten, wurde ich, wie gesagt, geboren. – Meine Mutter, schön wie der Tag, unendlich gut, reizend in der Toilette, freundlich gegen alle Menschen, fein im Umgange, hatte eine vortreffliche Stimme und war 21mal in Wochen gewesen – honny soit qui mal y pense –, aber diese Spielerei machte des Hauses Ruin.
Mit sechs Jahren kam ich in die Maria-Schule. – Mein Großvater, Magister Hermonius, war dort Prediger, und mein erster Informator war der allgemein bekannte Hübner. Ich war außerordentlich fleißig und besitze einen noch lebenden Schulkameraden in dem Königlichen Secretair Bryssel, der ausgezeichnet Klavier spielt. Nach vielen Informatoren erhielt ich zum Schluß Höckert und durch ihn letzte Feile; er schlug mir mit dem Lineal auf die Fingerspitzen, weil ich den Euklides und die Metaphysika nicht begreifen konnte.
Heut' noch zuckt mein Hirn, mein müdes,
Denkt's, o Schrecken, an Euklides,
An die Geometrika
A B C und C D A.
Denk' ich jenen alten Liedes
Leide ich ein Golgatha; –
Endlich klärte sich der Himmel auf! Meine Eltern hatten bemerkt, daß ich einmal, im Fieber-Paroxismus, alles in Versen ausgesprochen und nachher auch mit einer solchen Vollkommenheit gesungen habe, daß es ein allgemeines Erstaunen erregte.
Nun kamen damals aber in das Haus meiner Eltern: der jetzige Präsident Rosenadler, der Präsident Carlsson, der Kanzlei-Rath Rabbe, der Kanzlei-Rath Nordenflycht und der Königliche Secretär Abraham Salstedt. Diese wählten mir ein Genie zum Informator, in der Person des Herrn Clas Ludwig Ennes. Von ihm lernte ich Apollo's Lyra handhaben, und unter seiner Leitung habe ich viele Briefe und Poesien verfaßt, unter anderen 1775 die Übersetzungen der Psalmen im Hallischen Psalmbuch.
Zu derselben Zeit wurde ich, gleichzeitig mit dem damaligen Rittmeister, jetzigen Hofmarschall Jennings, dem Professor Trozelius und dem Admiral Nordenankar, unter Rosenadlers Präsidentschaft, Eleve in der Königlichen Akademie der Wissenschaften und, nach der Sitte der Zeit, feierlich auf dem Ritterhause aufgenommen.
1759 war ich zum erstenmal betrunken, und schlief auf meiner Mutter Schoß, nachdem ich mir beim holländischen Minister Martewill einen Pontaksrausch geholt hatte.




Movitz wollte sein Student

Movitz wollte sein Student, sich senken in die acta,
buchstabierte exzellent grammatica contracta.
Dumm wie Stock, hic, haec, hoc, er gar bald sich lehrte,
kaufte sich 'nen schwarzen Rock, Pyroriebier verzehrte.

Drei Studenten, toll genug, die gingen mit zum Teufel,
kehrten ein in einen Krug, sehr durstig, ohne Zweifel.
Ohne Spaß, Movitz saß obenan als Praeses,
zechte bis zum Übermaß, erteilte neue theses.

Erste thesis war nun die, daß man genug getrunken,
wenn man stumpf wie ein Stück Vieh von seiner Bank gesunken.
"Pro ut pro, potta ob", schallt bei diesem Falle,
Movitz brüllte: "Corsito!", und corsito schrien alle.

Zweite thesis sagte mehr, welch Unterschied euch winket
zwischen Bier pluraliter und einem Mann, der trinket.
"Ratio ob, dubito, Niederlagen, Siege",
Movitz brüllet: "Habeo, ihr Küfer füllt die Krüge!"

Dritte thesis sollte dran, doch sank vom Stuhl der Praeses,
mit ihm sank ein andrer Mann, ein Opponent der theses.
Sanken um, filibum, riefen noch nach Dirnen,
wälzten in dem Schmutz herum die hochgelehrten Stirnen.

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"Movitz war ein Artillerie-Konstabler ..."

Movitz war ein Artillerie-Konstabler.
Er war sehr berühmt wegen seiner Vielseitigkeit:
er spielte viele Musikinstrumente,
war ein passionierter Maler,
gab Konzerte im Wirtshaus "Drei Bütten",
er stellte Regenschirme her,
komponierte eine geistliche Kantate "Die Frühlingsblume".
Movitz stirbt an der Schwindsucht.




Brüder, es zieht ein Geruch übers Land

Brüder, es zieht ein Geruch übers Land, sagt, habt ihr den Balsam gerochen,
das Weinfaß ist offen, gefüllt bis zum Rand, sauft euch um Sinn und Verstand.
Hört ihr es schlurren und knirschen im Sand, tasten an Türen und pochen mit Knochen,
torkeln und tummeln, da kommt er gerannt, das Stirnblut durchdringt den Verband.
Vater Movitz, schlagt drauf, schlagt drauf, dein Mädchen hat schändlich die Treu' gebrochen,
gut geht mir's, wenn ich überlauf, sauf mit, Freund, und halt mich nicht auf.

Jetzt raufen die Brüder und werfen den Stein, jetzt gilt es, den Ölberg zu taufen,
Blutende gießen den Wein in sich rein, kein Schwein kann schweinischer sein.
Sufftränen kullern ins Halstuch hinein, Greise vergessen beim Saufen das Schnaufen,
leeren die Blasen am eigenen Bein und füllen sie wieder mit Wein.
Wahnsinnsflügel, der Tod ist nah, schlagt Feuer und laßt uns jetzt friedlich rauchen,
kommt, Freunde, kommt mit zu mir an die Bar, skol auf ihr goldenes Haar.

Schlagt auf mich ein, bis das Hirn Funken stiebt, vielleicht nimmt der Schmerz mir den Kummer,
gut, wenn der Weingeist den Herzschmerz umgibt, wenn er die Sinne betrübt.
Wohl dreißig Jahre hab' ich sie geliebt, man bleibt dem Brot treu, nicht Austern, noch Hummer,
der Kummer, der mir im Magen jetzt liegt, ist billigster Fusel, den's gibt.
Nimm ein Gläschen oder zwei, und ich garantier' dir, du kriegst 'nen Brummer,
Liebesbedrängnisse sind dann vorbei, skol denn, mein Freund, aufs Geweih.

Ach, wär' ich endlich von Sehnsüchten frei, der Teufel holt Pflaumen und Feigen,
Ängste bedrücken mein Herz schwer wie Blei, wann ist das Leiden vorbei?
Schluß jetzt, ich schlage die Flasche entzwei, werd' mit dem Duft in die Lüfte aufsteigen,
hilf mir, das Fangnetz läßt mich nicht mehr frei, ach Himmel, ich fürchte aufs neu'.
Anna-Greta, du bist klug, gewitzt im Betrügen und im Verschweigen,
pfui über dich und deinen Trug, Teufel, ich hab' jetzt genug.

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"Ulla Winblads Landpartie"

Seht Ulla, die Nymphe, die beglückt und leicht durch die Gräser springt,
wie sie sich mit bunten Blumen geschmückt zu Mollberg aufs Kutschbrett schwingt.
Nach Första geht's, dem Dörflein im Tal, zum Tanz und Trunk in festlichem Saal.
Dem Gaul mißhagt das Festgespann, er trottet nur träge voran.

Am Ziel springt die Nymphe flink vom Bock, ein Bild, wie die Sünde schön.
Beim Sprung von dem Bock verschiebt sich ihr Rock, es lohnt sich schon hinzuseh'n.
Ein Hahn scheucht seine Hennen vom Mist, weil keine ähnlich anmutig ist,
der Kirchturm gibt die Mittagszeit mit silbernem Festtagsgeläut.

Am Schanktisch kreist jetzt der Weinpokal, und Mollberg verliert den Halt.
Da zieht ihn die Nymphe quer durch den Saal, weil er sich am Rock festkrallt.
Schon tanzt sie nackt auf Tisch und auf Bank und schluckt dabei manch köstlichen Trank,
die Wirtin führt das Protokoll und strichelt die Strichliste voll.

Das Fest ist vorbei, es geht nach Haus', der Gaul haßt den Branntweingeruch,
er zittert und flieht und holt kräftig aus, und schon ist die Kutsche Bruch.
Der Straßengraben wird nun zum Bett, die Ulla liegt mit off'nem Korsett
an Mollbergs Seite recht kokett, so schnarchen sie froh im Duett.

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"Stolze Stadt"

Was ist das? Platz da an der Rudertreppe. Aus dem Weg, ihr Bierfiedler, Zollschnüffler, Schuhputzer, Zwiebackfresser! – Hurra! Hinein mit dem Heringsschwanz ins Bockbier. – Hose runter, Trumpf auf den Tisch! – Courage, du alter Grenadier! – Hervor unterm Tisch. Schlag Purzelbäume mit Madame im Schuppen, Zitronen auf die Leinwand, die Spindeln aufs Dach. Prost allerseits, sauft mit mir! – Movitz muß her mit der Baßgeige! Daß euch der Geier, ihr Heringshäscher, Bäckerburschen, Kesselflicker, Flickschneider und Vogelfänger. Weg da, Herr Aufseher oder was ihr schon für'n Sterngucker seid. – Helft doch dem Leierkastenmann an den Blindenstock. – Schubst nicht so. – Ich werd' verrückt, Susanna, da steht einer mit 'ner Meerkatze auf der Achsel und 'ner Sackpfeife vorm Maul. – Trommelt, ihr Trommler, Harlekins tanzt mit den Beinen in der Luft. Da kommt unser Movitz, Baßgeige am Buckel, Waldhorn unter der Achsel und die Flasche im Frack. – Rin ins Boot. Eingestiegen, Susanna. Obacht aufs Bratenkörbchen. – Na, hüpf schon. Wohin geht's? Richtig, ja Tiergarten. – Hurra! Stoßt ins Waldhorn! Susanna singt, die Brise weht und die Wogen glänzen. Schießt los!

Stolze Stadt, ich hab's satt, zum Teufel dein Lärm, dein Toben und Geschwärm
und auch Schloß und Turm; Movitz, auf, blas du Wurm!
Woge schlägt, Boot uns trägt, die Yachten ein Spanienfahrer leicht bewegt,
bald dahin wird er ziehn nach Cadix und Dublin.

Krach! Man schoß! Königs Schloß gen Himmel sich hebt, das Herz vor Freude bebt.
Drüben aus dem Tal dräut das Arsenal.
Nah dabei die Bastei mit Zinnen und Flaggen, Horn und Feldgeschrei;
vor dem Wall Rauch und Knall; vom Berge Widerschall.

Die Wellen, sie glänzen und glitzern, ihr kühlendes Sprühen erquickt. – Na, Movitz, wie schmeckt es? – Prost! – Doch seht, dort drüben am Strande, die blauen, die gelben, die grünen entzückenden Bilder im spiegelnden Wasser vorm schaukelnden Kiel. Hört ihr das helle Gehämmer? Seht ihr den Tempel dort drüben am Hügel? Und dort, dort drüben am Ufer ein wogender Wald von Masten und flatternden Wimpeln. – Die Sonne badet, die Glocken läuten, die Trommeln donnern, die Fahnen knattern, Glockenspiel tönt von den Türmen. – Raus mit den Korken, auf die Buteillen. – Blast in die Hörner! Sing, Susanna!

Ach, wie sacht Ulla lacht. Den Hut in der Hand an rosarotem Band;
Aug' beglückt, frei die Brust, lenzentzückt, mir zur Lust.
Schönes Kind, lau der Wind, sie hüpft aus dem Nachen, drall und frohgesinnt;
eins, zwei, drei, Zauberei! Das Strumpfband riß dabei.

Tändelei! Laß mich frei! Ich sollt' längst schon fort zum Metzger – auf mein Wort!
Doch ich sitze noch hier, das bricht das Herz mir schier.
Keine Not, unser Boot, es landet – sitz stille, wart aufs Abendbrot.
Lieber geh ich, Mussjé in diese tiefe See.

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"Ach, meine Mutter ... (Soliloquium)"

Ach, meine Mutter, sag, wer dich sandte
Grad in des Vaters Bett?
Knisternd mein erster Lebensfunk entbrannte
An verfluchter Stätt!
Nur eurer Kammer
Dank ich den Jammer,
Den ich hinschlepp hier!
Da du dich kühltest,
Schmerzwonnen fühltest,
Brannt mein Blut in dir –
Du hielt'st sie schlecht in Haft,
Deine Jungfernschaft!

Pfui, eurem Pfühl, und Fluch auch dem Holze,
Das man zum Brautbett schlug!
Fluch jenem Blick voll falschem Jungfernstolze,
Weibes List und Trug!
Spott jenen Schwüren,
Die süß verführen,
Löchrig wie ein Sieb;
Fluch dem Ermatten,
Das Dich zum Gatten
Hin aufs Lager trieb –
Oder war's auf eines Tisches Rand,
Wo mein Bild entstand –!

Ach, wie ein liebend Herz ich verachte,
Und all das Schöngetu!
Hier lieg ich nun im Rinnstein und betrachte
Meine alten Schuh!
Scheußliche Klumpen –
Rock auch in Lumpen,
Hemd so schwarz wie Ruß,
Hose zerrissen,
Halstuch zerschlissen,
Und ein lahmer Fuß –
Dazu noch juckt michs Fell –
Ja, ein Prachtgesell.




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"Das Notabene"

Holt mir Wein aus vollen Krügen, notabene, Wein vom Sundgau,
und ein Weib soll bei mir liegen, notabene, eine Jungfrau.
Ewig hängt sie mir am Munde, notabene, eine Stunde.

Ach, das Leben lebt sich lyrisch, notabene, wenn man jung ist,
und es duftet so verführ'risch, notabene, wenn's kein Dung ist.
Ach, wie leicht wird hier erreicht doch, notabene, ein vielleicht noch.

Laß die Erde heiß sich drehen, notabene, bis sie kalt ist,
deine Liebste sollst du sehen, notabene, wenn sie alt ist.
Lache, saufe, hure, trabe, notabene, bis zum Grabe.

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"Cajsa Stina"

Ist doch wahr, keiner trinkt; trinkt lieben Brüder; guckt nach den Gläslein auf den Tischlein im Stüblein; betrachtet die Krüglein auf den Brettlein hinter den Türlein der Schränklein; merkt ihr nicht, wie der glänzende Zinnkrug, den Cajsa Stina dort in der Hand hält, euch gleichsam zuruft: Hei, liebe Seele! Netze deine Asche. Wahrlich, lieben Schwestern, wahrlich, meine Brüder: Wißt ihr, wie mir das vorkömmt? Ei, es kömmt mir so vor, wie es einem vorkommen mag, eh er noch einen Schluck in die Gurgel getan. Wie bitte? Was sagst du? Na, denn prosit, liebe Seele!

Prosit bei Nacht und Tag! Frischauf zum Festgelag!
Netz deine Asche; her Branntweinflasche, weil es Bacchus mag;
prosit bei Nacht und Tag!
Cajsa Stina sieht man flitzen, ihre Flaschen prächtig blitzen,
da bleibt keiner müßig, da bleibt keiner müßig sitzen;
sauf und lach wer's noch vermag.

Ich bin's, der den Krug leeren wird, du bist's, der mir eingießt, und ihr seid es, die das Bier bezahlen werden, auf daß es uns nicht ermangle am Saft des Lebens. Ja, wo kein Bier, wo kein Branntwein, da muß der Mut verloren sein! Freunde, wo bleibt eure Courage? Wie viele sind wir? Legion, denn wir sind viele. Ein Kujon, der aus den Socken kippt.
Zwackt die Violen; haut auf die Trommeln; laßt euch nicht lumpen, bleibt an den Humpen!

Branntwein macht mich nicht bang; uns wird die Zeit nicht lang;
voll die butelje; trommelt revelje; nochmals Becherklang;
uns wird die Zeit nicht lang.
Cajsa Stina zapft beherzt mir; in der Brust klopft laut das Herz mir;
ohne Becher wär's ein, ohne Becher wär's ein Schmerz mir;
das wär wohl mein Schwanengesang.

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"Alt ist der Greis ..."
Epistel Fredmans, die seine letzten Gedanken beinhaltet

Alt ist der Greis, sein Uhrwerk läuft ab,
Zeiger rast vorwärts ohne Weile.
Neben dem Glas zeigt der Tod mir mein Grab,
Um die Flasche streut er die Pfeile.
Sonne und Stern noch dem Durstigen blinkt:
Wandersmann, hör wie die Geige klingt;
Movitz, dein Diener hat Eile.

Lieblicher Busen, reizender Schoß,
Blühender Leib, nun Todes Beute.
Ach, du mein Vater, welch trauriges Los
Ward ihr, die dich einstmals erfreute.
Beide nun ruhen im Tode vereint,
Sing, Movitz, sing, wenn das Aug' auch weint
Dort wo Zypressen man streute.

Schwankender Schatten, Zechlust im Blick,
Schwörend auf Bacchi frohe Fahnen;
Zunge vom Branntwein schwammig und dick:
Das, mein Vater, sind deine Mahnen.
Freia und Bacchus umschweben ihn licht,
Movitz, so bette mich still auch und schlicht
Dann in der Gruft meiner Ahnen.




"So troll'n wir uns"

So troll'n wir uns ganz fromm und sacht von Weingelag und Freudenschmaus,
wenn uns der Tod ruft: Gute Nacht, dein Stundenglas rinnt aus.
Wer heut' noch frech den Schnabel wetzt und glaubt, ein großer Herr zu sein,
paß auf, der Schreiner hobelt jetzt schon grad an deinem Schrein!
Scheint das Grab dir tief und dumpf sein Druck: Alavott, so nimm noch einen Schluck,
und noch einen hinterher und rasch noch zwei, dreie mehr,
dann stirbt sich's nicht so schwer.

Der nach des andren Liebster schielt und doch sich fühlt als Nobelmann,
paß auf! Dem Spielmann, der dir spielt, springst du ins Grab voran.
Und du, der toll vor Eifersucht zerschmiß einst jedes Glas im Saal, –
wenn dich der Tod im Bett besucht: Hoch lebe dein Rival'!
Scheint das Grab dir tief und dumpf sein Druck: Alavott, so nimm noch einen Schluck,
und noch einen rasch dabei und rasch noch zwei und noch drei,
dann stirbst du sorgenfrei.

Was hilft's, wenn du vor Wut auch spuckst, der Tod ist keiner Münze feil.
Von jedem Schlückchen, das du schluckst, schluckt schon der Wurm sein Teil.
Ob nied'res Pack, ob hohe Herrn, – am Ende sind wir Brüder doch:
Dann leuchtet uns der Abendstern ins gleiche finstre Loch.
Scheint das Grab dir tief und dumpf sein Druck: Alavott, so nimm noch einen Schluck,
und noch einen hinterher und rasch noch zwei, dreie mehr,
dann stirbst du nicht so schwer.

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"Movitz' Schwindsucht"

Trink aus dein Glas, der Tod schon wartet deiner,
Er schleift sein Schwert, will dir ans Leben gar;
Sorg dich nicht, denk, nur vor der Tür erscheint er
Und wartet dort, vielleicht noch ein, zwei Jahr.
Movitz, die Schwindsucht, die bringt dich zu Grabe.
Zupf die Oktave;
Stimm deine Saiten, sing wie schön's einst war.

Nun denn, zum Wohl! Zum Abschied Bacchus winket,
von Freias Thron ein Kuß herüberweht.
Zu ihrem Lob dein Herz in Blut ertrinket,
Das jetzt mit Macht aus deinen Adern geht.
Sing, bet und dank und vergiß und bedenke;
Komm, Freund, ich schenke
Dir 'ne butelje. Bist du tot? – Nein, trinkt!

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Dieses Programm wurde erstmals gemeinsam von dem Schauspieler Horst Schäfer (Texte) und der Gruppe "Molwert" (Lieder) im November 1984 in Arheilgen im "Schuppen" aufgeführt.


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